Stadtgeschichte

Tanvald 

Die erste schriftliche Erwähnung über Tanvald als eine Holzhauerortschaft auf dem linken Ufer des Flusses Kamenice stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Ortschaft gehörte damals offensichtlich zur Gemeinde Smržovka. Selbständig existiert Tanvald wahrscheinlich seit Anfang des 17. Jahrhunderts.Die Leute lebten hier sehr arm, der Boden leistete nur sehr geringe Ernährung und die Untertänigen mussten für die Herrn im Wald und in der Landwirtschaft arbeiten. Am Anfang des 18. Jahrhunderts begannen die hiesigen Einwohner den Lein zu anbauen und Leinengarn zu erzeugen, das sie in die Gebiete mit dem entwickelten Handweben verkauften. In der Hälfte des 18. Jahrhunderts begannen die Landleute und Häusler auch mit dem Handweben zu verdienen. Alle Häuser standen damals im Gebiet Obertanvaldes, das Kamenice-Tal ( das Kamnitztal ) war mit Wald bedeckt, nur ab und zu standen hier kleine Wassermühlen.Am Anfang des 19. Jahrhunderts diente zur Ernährung in Tanvald meistens die Landwirtschaft, dann standen hier zwei Mühlen und zwei Glasschleiferreien. Auch das Handspinnen und Weben des Leinens wurde entwickelt und in der Nähe vom Zusammenfluss der Flüsse Kamenice und Desná befanden sich zwei Leinenwandbleichen. Ein bisschen später begann man in Tanvald mit der Bearbeitung eines weiteren Textilrohstoffes, der Baumwolle. In den Jahren 1827 - 1828 wurde hier die erste Maschinenspinnerei für Baumwolle gebaut, die vom Wasserrad angetrieben wurde. Die Entwicklung der Baumwolleindustrie führte zur schnelleren Besiedlung der Tanvalder Region. Bei der neuen Spinnerei bauten ihre Besitzer eine Reparaturwerkstätte auf, die zur Basis der Maschienenerzeugung für die ganze Umgebung wurde. Den Leinen webten zuerst meistens Heimarbeiter, aber im Jahre 1845 wurde in Tanvald die erste mechanische Weberei gebaut. Zur weiteren Entwicklung half der Bau der Riesengebirgsstrasse zwischen Liberec und Trutnov (Reichenberg und Trautenau) in den Jahren 1847 - 1850.Grosse Veränderungen brachte nach Tanvald das Revolutionsjahr 1848, in dem die Konstitutionsmonarchie mit einem Kaiserdekret verlautbart wurde. Tanvald wurde ein autonomer Bezirk, der unter die Hauptmannschaft in Liberec gehörte, seit dem Jahre 1868 dann unter die neue Hauptmannschaft in Jablonec.Nach dem preussisch-österreichischen Krieg im Jahre 1866 begann die Wirtschaftskonjunktur, die die weitere Entwicklung der Textil-, Glas- und Maschinenindustrie im Tanvalder Gebiet bedeutete. Es wurde auch die Arbeitszeit von 15 bis 12 oder 13 Stunden verkürzt, in dem Fabriken wurde die Kinderarbeit vermindert. Im Jahre 1869 hatte Tanvald mit der Ortschaft Žďár cca 2400 Einwohner. Mit der folgenden Wirtschaftskrisis kamen eine grosse Arbeitslosigkeit und Streike in den Fabriken, der bekannteste Streik war im Jahre 1870 in der Liebigs Texilfabrik in Svárov.Mit der Industrieentwicklung kam das Bedürfnis der guten Verkehrsverbindung. Der Strassenverkehr genügte nicht mehr, darum wurde im Jahre 1875 eine Eisenbahnstrecke zwischen Tanvald - Šumburk und Železný Brod gebaut. Im Jahre 1894 wurde dann die Eisenbahnstrecke zwischen Liberec und Jablonec bis nach Tanvald verlängert. 


Im April 1895 wurde Tanvald zur Marktgemeinde erhöht. Am Anfang des 19. Jahrhunderts lebten in Tanvald und Žďár cca 3500 Einwohner, meistens der deutschen Nationalität. Im Sommer 1902 wurde die Eisenbahnstrecke aus Tanvald nach Kořenov in Betrieb genommen, ein paar Monate später wurde sie nach Hirschberg in Polen verlängert. Im Jahre 1905 wurde Tanvald zur Stadt erhöht. Im Jahre 1908 wurde hier der Bau des neuen Bezirksgerichtes mit einem Gefängnis beendet und ein Jahr später wurde der Bau des Rathausgebäudes im Jugendstil beendet.


Der erste Weltkrieg brachte einen grossen Baumwollemangel und die Fabriken konnten ihre Kapazität nicht voll ausnutzen. Weitere Verarmung kam mit dem Durchbrechen der Talsperre auf dem Fluss Bílá Desná im Jahre 1916. Viele Einwohner litten unter Armut und Hunger. Im Herbst 1918 erfüllte sich der Traum aller Arbeiter - es wurde die Achtstundenarbeitszeit gesetzlich festgelegt. Im Jahre 1928 wurde der autonome Bezirk Tanvald aufgehoben, es blieb hier aber der Gerichtsbezirk.


Im Jahre 1930 wurde das Stadtbad geöffnet, ein Jahr später dann mit dem ersten Klangfilm auch das Stadtkino. Die Weltwirtschaftskrisis 1929 - 1933 brachte auch in die Tanvalder Region eine grosse Arbeitslosigkeit, einige Fabriken mussten mit der Produktion aufhören. Das Denken der Bevölkerung im Grenzgebiet bemühte sich Henleins Sudeten-Deutsche Partei zu beeinflussen, allmählich gewann sie Anhänger, und am Ende wurde das Grenzgebiet Sudeten von der Tschechischen Republik weggerissen. Im Jahre 1938 wurde Tanvald von der deutschen Armee besetzt, im Nowember dann weitere Gemeinden (Velké Hamry, Plavy, Haratice, Bohdalovice und Zlatá Olešnice.

Der tschechische Unterricht in der Masarykschule wurde augehoben. Im Jahre 1942 entstand in Tanvald ein Arbeitslager für Russen, Polen, Franzosen, Italiener und andere Ausländer, die in die Zwangsarbeit eingesetzt wurden.
Im Jahre 1942 wurden durch eine Amtsanordnung Tanvald und Šumburk in eine Stadt vereinigt, die Ortschaft Svárov wurde gleichzeitig von Tanvald weggerissen und zu Velké Hamry angeschlossen.


Nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölkerung meistens ausgesiedelt, in die leeren Häuser kamen Leute aus dem tschechischen Innenland. In die Tanvalder Region kamen viele Leute wegen der Arbeit. Sie fanden sie in den volkseigenen Betrieben SEBA (Textilfirma), Elektro-Praga (elektrotechnische Industrie) und TOTEX (Maschinenbau). Tanvald ist auch mit dem Anfang der Fernsehsendung verbunden. Schon während des Krieges machten hier die deutschen Fachleute Experimente in der Fabrik Palme - Stumpe und im Jahre 1948 wurden nach Tanvald Journalisten eingeladet, um die erste Fernsehübertragung zu sehen.


Die fünfziger Jahre bedeuteten auch hier den Bau des Sozialismus und die Industrieentwicklung. In den sechsziger Jahren begann in Tanvald die Wohnungsneubausiedlung Výšina zu wachsen. Die letzten Häuser wurden hier in der zweiten Hälfte der achtziger Jahren beendet, in dieser Zeit begann man mit dem Bau von 144 Wohnungen in der Neubausiedlung Šumburk. Schrittweise entwickelte sich auch der reiseverkehr, es entstanden neue Unterkunftsmöglichkeiten, verbreiteten sich die Dienste für die Touristen und Skiläufer, die ins Isergebirge aus der ganzen Tchechoslowakei und aus dem Ausland, meistens aus Polen und Deutschland, kamen.
Nach den politischen Veränderungen im Jahre 1989 kam eine neue Situation. Kleine und grosse Betriebe wurden privatisiert, manche Fabriken verminderten die Zahl der Angestellten, aber anderseits entstanden viele neue Firmen. Eine immer grössere Rolle spielt in der Entwicklung Tanvalds der Reiseverkehr. Die Stadtverwaltung konzentriert sich jezt vor allem auf die Verbesserung des Tanvalder Aussehens und auf die Verbreitung und Verbesserung der Dienstleitungen für die Öffentlichkeit.

Šumburk nad Desnou

Die ersten Erwähnungen über Šumburk stammen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Šumburk entwickelte sich ähnlich wie Tanvald - zum Leinanbau, Weben und Spinnen kam später noch Baumwollebearbeitung dazu. Bis zum Jahre 1848 wurden hier drei Baumwollespinnereien und eine Weberei gebaut. Eine weitere Weberei wurde in Svárov im Jahre 1857 von Johann Liebig gebaut. Im Jahre 1880 hatte Šumburk fast 2200 Einwohner.


Im Jahre 1896 brannte eine Spinnerei nieder und in ihren Räumen wurde dann ein Elektrizitätswerk errichtet. Ein Jahr später hatte schon die Hauptstrasse in Šumburk und in Tanvald elektrische Beleuchtung. Seit August 1901 mussten die Leute aus Šumburk nicht mehr in die Kirche nach Příchovice gehen, weil in Šumburk die neuegebaute Kirche eingeweiht wurde. Im Jahre 1906 wurde Šumburk zur Marktgemeinde erhöht, im Jahre 1925 dann zur Stadt.

Žďár

Die Landwirtsortschaft enstandschrittweise im 17. Jahrhundert nordlich von Tanvald auf dem Bergfuss von Špičák (Spitzberg). Zu Tanvald wurde sie im Jahre 1848 angegliedert. Später entwickelte sich auch in dieser landwirtschaftlichen Ortschaft die Industrie, es wurde hier eine Maschinenspinnerei und vier Glasschleiferreien gebaut. Am Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Žďár auch eine eigene Schule, Bahnhof und Schlachthof.


Hergestellt 4.11.2021 11:50:03 | gelesen 484x | tana
load